Die Aussiedlung der deutschen Familien nach Deutschland


Mit der Zwangsarbeit waren die Heimsuchungen noch nicht zu Ende, die deutsche Bevölkerung musste noch viel mitmachen. Die nächste Station war für die hier Gebliebenen die Enteignung: 132 Personen, über die einige Leute behaupteten, dass sie zum Volksbund gehört hatten, wurden 82 Häuser, 1502 Katastraljoch Acker, das Vieh und die Gehöfte weggenommen. Das Ziel war, dass die Deutschen nichts mehr besitzen, dass sie sogar zu Obdachlosen werden. Dieses Ziel erreichte das Staatsamt fast, denn es wurde festgelegt, dass man gegen diesen Befehl keine Beschwerde erheben darf. Nur einige hatten Glück: gute ungarische Nachbaren oder Bekannte bewiesen, dass sie nicht an der Arbeit des Bundes teilgenommen hatten. Diese bekamen später eine Befreiung: 12 Familien reichten Klage ein, 6 bekamen ihr Vermögen zurück oder wurde ihnen gar nichts weggenommen. / Anhang-9. /

Nach einigen Forschern fuhr der erste Transport mit den Ausgesiedelten nach Deutschland aus Budaörs. Während meiner Forschungsarbeit fand ich aber solche Zeugen und offizielle Dokumente, die beweisen, dass der erste Zug aus Wikitsch die Grenze in Ágfalva am 10-11. Januar 1946 passierte. /Anhang – 12 / Die Ausgesiedelten hatten jugoslawische Staatsbürgerschaft und waren Deutsche, die früher nach Wikitsch geflohen sind. Der zweite Transport hatten im August 1947 das Land  verlassen müssen. .

Die Liste stellte die Dorfleitung zusammen. / Anhang- 10 / Darauf standen etwa 1000 Namen, sie wurden im Juni 1947 von den Leuten der Exekutivegewalt überprüft. Am Ende wurden 202 Personen (63 Familien) im August einwaggoniert. / Anhang- 13. / Nach einigen Erinnerungen war der Tag der Aussiedlung der 23. August, andere aber behaupteten, dass der Transport am 27. August abfuhr. Ich fand einen glaubwürdigen Zeugen, der alles überlebte und einige wichtige Daten in die Bibel notierte. Hier kann man den 20. August 1947 lesen. Es ist  wahrscheinlich, dass der Zug an diesem Tag auf dem Bahnhof ankam und das Dorf in 3-4 Tagen verließ. Der Tag der Aussiedlung in Wikitsch müsste also der 23. August 1947 sein.

 

Die zurückgebliebenen 800 Menschen lebten in Unsicherheit bis  27 Oktober 1947, als eine Gesetzverordnung festgelegte, dass die Handwerker, die Bergleute, die in der Industrie und Landwirtschaft und an den staatlichen Arbeitsplätzen angestellten Leute im Land bleiben dürfen: ihre Arbeit und ihr Wissen war für den Staat notwendig. (Von einer zweiten Aussiedlung weiß niemand.)

Die Güterwagen standen am 20. August auf der Bahnstation. Am 23. August verließen sie das Dorf. Während diesen 3-4 Tagen wurden die Leute zusammengerufen. Die Furcht war groß, alle suchten Hilfe, um zu Hause zu bleiben, aber es gelang nur 1-2 Familien.

Zu den Ausgewählten wurde zuerst ein Eilbote geschickt, und die Leute bekamen eine Stunde zum Zusammenpacken. Wer fahren sollte, durfte ein 100 Kg schweres Gepäck zusammenstellen; die meisten nahmen die nötigsten Kleidungsstücke, Decken, Geräte und Lebensmittel mit. Die Handwerker etwas mehr, zum Beispiel eine Näherin durfte auch ihre Nähmaschine mitbringen.

Es gab Familien, bei denen nur die Großeltern, bei anderen nur die jungen Leute, bei vielen aber die ganze Familie nach Deutschland fahren sollten. Einige hatten Glück, 60 Personen konnten flüchten.  Einige Familien wurden aus den Waggons heruntergenommen. Eine altere Frau erzählte mir darüber, wie sie in die Waggons gekommen waren, was sie alles hatten zurücklassen sollten, wer ihnen geholfen hatte, wie sie ihr Haus wiederbekommen hatten. Sie fürchtet sich auch heute noch so sehr, dass ich von ihrer Geschichte keine konkreten Sachen schreiben darf.

Das Einpacken dauerte drei Tage lang. Der ganz volle Zug verließ das Dorf in den Abendstunden und fuhr durch Wien, durch die Tschechoslowakei nach Deutschland, in die unbekannte Weite. Wahrscheinlich hielt der Zug eine längere Zeit in Wien und in Pirna, Bad Schandau an. Die Ausgesiedelten wurden in Sammellager untergebracht. Dort wurden ihnen Fingerabdrücke genommen. Von hier flüchteten auch viele, einige kamen später zurück. Danach wurden sie auf die bestimmten Orte gebracht. Sie lebten bei verschiedenen Familien und sie bakamen dort Arbeitsstelle. Einige aus Wikitsch geraten in das gleiche Dorf. Sie halfen einander in der neuen Heimat. Später lebten sie auf verschiedenen Gebiete Deutschlands. Nach der Erzählung der Alten, leben die meisten aus Wikitsch zur Zeit in der Umgebung von Ulm. Die Vertriebenen blieben mit den Verwandten in Ungarn durch Briefwechsel in Kontakt. Fotos, als Ansichtskarten wurden geschickt. Dadurch berichteten sie über ihr Schicksal. Manche wollte „ echte“ ungarische Paprikasamen aus Ungarn haben, denn sie waren bei ihnen unbekannt. Auf dem nächsten Foto waren schon die Paprikastöcke zu sehen.  Die Ausgesiedelten blieben später nicht an den für sie ausgewählten Orten; viele Wikitscher reisten weiter in die ehemalige BRD. Die Ausgesiedelten arbeiteten fleißig, sie fanden ihre zweite Heimat in Deutschland. Alle gründeten Familien und haben schöne Zuhause. Die meisten kommen regelmäßig nach Wikitsch.Ihnen bedeutet dieses Dorf immer noch die richtige Heimat.