Fang Mária visszaemlékezése


„Ich heiße Maria………..…geborene Fang. Damals wohnte ich auch in Wikitsch, jetzt wohne ich in Deutschland, nicht weit von Dresden. Drei Jahre alt war ich, als ich mein Heimatsdorf verlassen musste. Mein Vater war in russischer Gefangenschaft, zu Hause im Haus wohnten drei Frauen und ich als dreijähriges Kind. Ich kann mich über nichts mehr erinnern, wie es mit der Vertreibung alles geschah. Nur später als ich schon auch Kinder hatte, kam ich zum ersten Mal wieder in mein Dorf zurück. Ich schaute mir mein Elternhaus gut an, sprach mit vielen Leuten, aber noch heute weiß ich nicht warum wir einwagoniert  und verschleppt wurden.

            Vieleicht , weil unser Haus ziemlich groß und schön war, und es gehörten viele Ställe und ein kleines Farbengeschäft dazu, vieleicht darum, weil es auf der Hauptstraße in der Mitte des Dorfes stand.

            Ich muste  mit meiner Mutter, mit meiner Oma, mit der Schwiegermutter meiner Oma, also mit meiner Uroma nach Deutschland fahren. Meine Mutter hieß Agnes Fang, geborene Schadt, meine Großmutter (die Oma) hieß Katharina Schadt, geborene Schnadenberger, meine Urgroßmutter hieß Schadt , aber wie geboren, das weiß ich nicht mehr. Sie wurde dort draußen im Jahre 1959 gestorben: sie war achtzig Jahre alt.

            Wie lange der Weg dauerte, das weiß ich nicht, ich war ja noch ein Kind, nur wie meine Mutter über diese Sache tausendmal erzählte, weiß ich, dass er so drei-vier Tage lang dauerte. Wir sind in Pirna angekommen und dort wohnten wir in einem Lager. Wir alle hatten Better, wir konnten uns ausruhen, aber die Armut war großartig. Nach einigen Tagen wurden wir nach Heiltersdorf gebracht. Keine wollte uns haben. Aber nach einigen Stunden haben sie uns doch aufgenommen, sie mussten ja uns aufnehmen ……………. Das war eine Fabrik, das waren warscheinlich reiche Leute, sie haben eine Sägemühle und dort mussten wir bei dem Besitzer auf dem Korridor vor eine Stube schlafen, alle vier auf dem Stroh und auf den Bündeln, die wir noch hatten. Die Bündel, die wir nicht hatten, hatten sie uns im Lager oder irgendwo im Zug gestohlen.

Am Anfang war das Leben bitterschwer: ungarischer Zigeuner haben sie zu uns gesagt. In der Schule habe ich das nicht mehr gehört, da waren ja alles Flüchtlingskinder, das wahren Tschechen, Polen und Ungarn. Wir müssten dort alle deutsch reden. Die Kinder waren gemischt. Mir war es überhaupt schwer, denn zu Hause in Ungarn haben wir nur ungarisch geschprochen. Vieleicht nur meine Uroma konnte etwas schwäbisch, das mein ich nur darum, weil wir später auch einige schwäbische Wörter benuzt haben.

Hier in Deutschland haben wir zu Hause auch nur ungarisch gesprochen, aber dann kam eine Frau und sagte, dass ich entweder in der Schule sitzen bleibe, oder sie sprechen mit mir auch zu Hause deutsch. So blieb langsam die ungarische Sprache weg. Ich hatte keine Geschwister meine Vater war in der Kriegsgefangenschaft (Jetzt weiß ich schon , er wurde zur Malenkij Robot verschleppt). Von dort ist er zurückgekommen, aber nach Ungarn, weil er nicht wusste das wir in Deutschland sind. Die Post ist nicht zu ihm ins Lager angekommen. Er hieß Matthias Fang. Er ist in Ungarn geblieben, er hatte eine neue Frau gehabt (Sie konnte nicht heiraten, denn sie waren mit meiner Mutter ja nicht geschieden.). Aber als ich schon groß war, im Jahre 1964 ist er nach Deutschland gekommen zu meiner Mutter. Sie lebten schön, aber er hatte nach einigen Jahren Heimweh und es hat ihm draußen auch nicht so gefallen, er sagte, er konnte den Sozialismus nicht ertragen, aber zu der Wahrheit gehört dass er als Polizist früher in die Rente gehen dürfte. So ist er im Jahre 1980 wieder zurückgekehrt nach Ungarn: hier hatte er auch ein Kind, Évi, die heute in Pécs wohnt.

Meine Mutter hatte kein leichtes Leben, aber sie war fleisig, arbeitete viel und sie konnte auch das Geld gut einteilen. Am Anfang hatte sie im Wald Bäume gepflanzt, später war sie dann im Sägewerk. Bretter (und alles was man zum Bauen braucht) schneiden, war eine sehr harte Arbeit. Das hat sie bis 1965 gemacht. Ich bin in die Schule gegangen (von 1950 bis 1958), ich hatte keine Probleme mehr damit gehabt, ich habe mich dort gut eingelebt. 

Wir haben ein gebrauchtes Haus gekauft. Soweit ich weiß, wohnt in unserer Umgebung nur eine Familie aus dieser Gegend, aus Wikitsch, die Familie Papp (die Witwe von Adam Papp, die Anna Papp geborene Hamhaber). Mit ihrer zwei Kinder, Maria und Adam, haben wir uns oft getroffen und so habe ich auch die Familie Hamhaber öfters gesehen.

Ich bin verheiratet, mein Mann wurde auch damals vertrieben aus der Branau. Er spricht noch sehr schön seine schwäbische Mundart. Jetzt kommen wir schon öfters nach Ungarn.

Die schwäbische Kleider, die Bibel habe ich in den Sarg meiner Mutter hineingelegt. Die alten Familienfotos, die Ohrringen meiner Mutter bewahre ich, bis ich lebe.”

 

Maria … geborene Fang

Wikitsch, den 2. 09. 2007.